Soziale neue Wege bei Personalengpässe

Motivierte Mitarbeiter*innen finden und Produktionsspitzen abdecken – vor diesen Herausforderungen stehen viele Unternehmen. Ing. Michael Fröschl, Vizepräsident der Lebenshilfe OÖ, sieht dafür in der Integrativen Beschäftigung einen Lösungsansatz: „Man findet in jedem Unternehmen Aufgaben, die Beschäftigte der Lebenshilfe erledigen können und profitiert langfristig davon.“

Bereits seit 2018 ist Ing. Michael Fröschl Arbeitgeber im Rahmen der Integrativen Beschäftigung. Zwei Beschäftigte der Lebenshilfe-Werkstätte Grein unterstützen fix und regelmäßig sein zehnköpfiges Mitarbeiterteam, weitere Beschäftigte arbeiten anlassbezogen. „Bei der Integrativen Beschäftigung zahlen Unternehmen nur einen der Leistung angemessenen Betrag und können das Beschäftigungsverhältnis jederzeit lösen. Was gibt es also zu verlieren?“, sagt Michael Fröschl, der anderen Unternehmern Mut machen will, die Integrative Beschäftigung auszuprobieren.

Sauberkeit aus Leidenschaft

Peter Gstöttmaier reinigt jeden Montag die Werkstätte gründlich von Sägespänen. „Du musst einmal in meine Wohnung kommen, da ist auch alles sauber“, erklärt er. Peter freut sich ab Dienstag schon auf den nächsten Montag, weiß Tischlermeister Franz Miedl, ebenfalls ein Fan der Integrativen Beschäftigung: „Anfangs war die Belegschaft etwas skeptisch, letztendlich sind alle positiv überrascht.“

Florian Stix arbeitet Montag bis Freitag immer vormittags in der Tischlerei. „300-400 Latten schaffe ich pro Tag“, erklärt Stix stolz. Top motiviert zeigt er gleich, wie er an der Kreissäge Latte für Latte auf dieselbe Länge schneidet, sie stapelt und schließlich mit einem Klebeband in 10er-Packungen bündelt. Auch an der Bohrmaschine ist er oft anzutreffen.

Zusätzliche Hilfe erhält das Team der Tischlerei Fröschl durch die Außengruppe der Lebenshilfe-Werkstätte Grein. 15.000 Quintstangerl werden jährlich für die Beschläge zur Bodenbefestigung der Gartenzäune benötigt. Im Winter schneidet die Außengruppe dafür die Stangen, schleift die Kanten ab und versieht sie mit Beilagscheiben und Muttern.

Für Michael Fröschl ist die Integrative Beschäftigung zur Selbstverständlichkeit geworden. Als Vater einer Tochter mit Beeinträchtigung ist es ihm wichtig, dass seine Mitarbeiter*innen Kontakt zu Menschen mit Beeinträchtigung haben und freut sich gleichzeitig über das gesteigerte Gefühl von Solidarität und Zusammenhalt aller im Unternehmen. Als Unternehmer sieht er aber auch ganz klar die unternehmerischen Vorteile: „Gerade wenn Unternehmen verzweifelt nach Mitarbeiter*innen suchen, sollte diese Form der Zusammenarbeit ausprobiert werden.“

19.8.2022