Mit Mut und Motivation in den ersten Arbeitsmarkt

Ashkin Jajov hat einen großen Schritt gewagt. Von der Lebenshilfe-Werkstätte Perg wechselte er in eine Anstellung am ersten Arbeitsmarkt. Eigenmotivation und die Unterstützung aller Beteiligten haben dies ermöglicht. Zu Recht ist Jajov stolz auf seinen Job und froh über die Selbstbestimmung, die ihm dadurch ermöglicht wird.

Zu Gast in der Werkstätte der Lebenshilfe Oberösterreich in Perg. Der Anlass dafür ist ein erfreulicher. Bereits zum dritten Mal ist einem Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung der Sprung von der Beschäftigung in der Werkstätte, der laut Oö. Chancengleichheitsgesetz sogenannten “Fähigkeitsorientierten Aktivität”, in den ersten Arbeitsmarkt gelungen. Positive Beispiele wie diese motivieren auch andere Beschäftigte, den Schritt aus der gewohnten Umgebung heraus zu wagen.

Seit der Eröffnung der Werkstätte Perg im Jahr 2015 war Ashkin Jajov dort beschäftigt. Als Teil der Außengruppe war er hauptsächlich in der Grünanlagenpflege tätig. Eine zweite Stelle im Rahmen der Integrativen Beschäftigung hatte er in den vergangenen zwei Jahren im SENIORium Perg, wo er den Hausmeister unterstützte. „Durch den positiven Zuspruch, den er bei diesen Tätigkeiten bekam und der tollen Förderung und Unterstützung der Betreuer:innen, schöpfte er Vertrauen. Dieser Aufbau seines Selbstvertrauens war bahnbrechend“, sagt Werkstättenleiter Matthias Lindtner über die Integrative Beschäftigung als Sprungbrett auf den ersten Arbeitsmarkt.

WIN-WIN-Situation

Im vergangenen Jahr nahm Jajov Kontakt zur Firma Wegschaider in Steyregg auf. Auch sein Vater arbeitet dort und dadurch entstand sein Interesse. Ende 2024 konnte er in Vollzeit schnuppern. Die Schnupperzeit verlief sowohl für den Beschäftigten als auch für den Betrieb gut. “So wie du bist, ist es perfekt” fasst Matthias Lindtner die Worte des Geschäftsführers zusammen. Es wurde ein Kooperationsvertrag für eine bestimmte Zeit abgeschlossen. Ein solcher Vertrag ermöglicht es den Beschäftigten, in einem Betrieb mitzuarbeiten und dennoch Leistungen der Lebenshilfe Oberösterreich in Anspruch zu nehmen.

Im Februar 2025 fand das Übernahmegespräch statt und Jajov unterzeichnete seinen Arbeitsvertrag. Dabei waren noch die Zuständigen von der Inklusionsberatung sowie vom Betriebsservice, die den Wechsel begleitet haben. 

Hilfsbereite Kolleg:innen

Ortswechsel nach Steyregg. Die Firma Wegschaider ist ein moderner, familiengeführter Produktionsbetrieb von Fleisch- und Wurstwaren mit rund 90 Mitarbeiter:innen und neun Filialen in Linz und Umgebung. Jajov ist gerade bei der Knödelmaschine tätig, die er selbstständig bedient. Auch Schnitzel panieren hat er schon versucht. Regelmäßig reinigt er auch die Behälter für den Fleischtransport.

Es ist laut Geschäftsführer Rudolf Wegschaider wichtig, für jeden den richtigen Arbeitsplatz zu finden: „Ashkin arbeitet normal mit, er hat seinen fixen Arbeitsplatz und weiß, was zu tun ist.“ Jajovs Arbeitstag beginnt um sechs und endet um 15 Uhr. Freitags ist zu Mittag Schluss. „An das frühe Aufstehen muss ich mich erst gewöhnen. Am Wochenende hole ich sehr viel Schlaf nach“, sagt der gebürtige Mazedonier lachend.

Im Team fühlt er sich wohl, die Kolleg:innen sind nett und hilfsbereit. „Am Anfang musste ich noch viel lernen, aber alle in der Firma haben mir geholfen“, erinnert sich Jajov. Die Pausen verbringen alle gemeinsam und von seinem Mentor hat er schon viel gelernt. So gut es Jajov auch in seinem neuen Job gefällt, ein kleiner Wermutstropfen bleibt: „Manchmal vermisse ich meine Kolleg:innen aus der Werkstätte. Ich hatte dort viele Freund:innen und wir haben gerne zusammen Fußball gespielt.“ Demnächst ist ein Besuch in der Lebenshilfe-Werkstätte Perg geplant, bei dem gemeinsam gekickt wird. Der junge Mann hat noch große Ziele. Im Moment macht er den Führerschein. Dann stehen ein eigenes Auto und eine eigene Wohnung auf der Wunschliste. 

 

 

9.4.2025